Hola,
ich habe sehr lange nichts mehr auf diesem Blog gepostet und in den Entwürfen viele Posts, die ich in Spanien angfangen, aber nie beendet und gepostet habe. Vielleicht mache ich das eines Tages in einem Anflug von Melancholie noch, Zeit hätte ich.
Auf jeden Fall kann ich soviel sagen: Ich habe mein Auslandsjahr Ende Januar 2018 erfolgreich beendet und als ich wieder zu hause war, war es, als ob ich nie weg gewesen wäre. Als ob ich gerade aus einem langen Traum aufgewacht wäre, um in ein neues Kapitel zu starten. Ich hatte keine Schwierigkeiten mich wieder einzuleben und nach einigen Wochen war ich wieder vollends daheim angekommen, nicht einmal spanische Wörter schlichen sich mehr in meine Gespräche ein. Die Schwierigkeiten, die viele Austauschschüler nach dem nachhause kommen hatten, blieben mir erspart und oft fühle ich mich, als ob die Zeit in Spanien in einer anderen Dimension liegen würde. Auch der Kontakt dorthin wurde weniger und auch wenn er noch da ist, die Zeit hat vieles in den Hintergrund gerückt und ehe man sich es versieht, sind es schon über drei Jahre. Und eigentlich könnte ich an dieser Stelle aufhören zu schreiben, denn so ist einfach das Leben. Aber es ist nicht einfach.
In der 11.Klasse war ich im Rahmen eines Schulaustausches für eine Woche auf Mallorca. Und auch, wenn es aufgrund der falschen Leute nicht unbedingt wiederholenswert ist, werde ich das unglaublich erstickende Gefühl nicht vergessen, als ich nach anderthalb Jahren wieder spanischen Boden betreten habe. Der Geruch, die Straßen, die Sprache, es brachte so unglaublich viele in den Hintergrund gerückte Gefühle wieder hoch, die mich überwältigten. Als der Schulbesuch anstand, konnte ich mich kaum wieder beruhigen, zu vertraut war die Atmosphäre, zu schmerzhaft die Erkenntnis, dass ich das Leben in Spanien einst hatte verlassen müssen. Aber versteht mich nicht falsch: Ich liebe es auch, hier in Deutschland zu sein und zu leben, es ist ein Anker für mich. Ein kultureller Anker.
Weitere Zeit ging ins Land, ich war zufrieden damit. Für den Sommer 2020, die Zeit nach dem Abitur, hatte ich eine einmonatige Sprachreise nach Japan gebucht, ein letztes Mal mein Fernweh stillen, ehe ich mich in ein duales BWL-Studium begab.
Doch ihr wisst was hier jetzt kommt. Es kam anders. Es kam eine Pandemie. Aus dem Aufschieben und dem "Mache ich irgendwann mal" wurde ein "Vielleicht geht es nie wieder". Reise gecancelt, von heute auf Morgen aus meinem Umfeld gerissen. Ganz plötzlich nie wieder Schule, nur noch schnell Prüfungen und dann kein Abschied. Heute studiere ich trotzdem dual. Meine KommolitonInnen kenne ich kaum, die Ausbildung als Versicherungskauffrau gibt mir zumindest die Möglichkeit das Haus noch zu verlassen.
In all diesem Alltag gewordenen Wahnsinn, in dem man Angst vor der Zukunft hat, Angst davor den Sprung zu Unabhängigkeit zu verpassen, habe ich viel nach gedacht. Geschlossene Grenzen brachten mich zu dem zurück, was offene Grenzen mir einst für eine Möglichkeit geboten haben und ich begriff ganz plötzlich, wie wertvoll die Erfahrung war, die ich in Spanien sammeln durfte. Und wie froh ich sein konnte, nicht wie andere damals bis nach der Schule zu warten. Denn nach der Schule war es für uns ganz plötzlich nicht mehr möglich.
Eine Sache habe ich jedoch, trotz all der Schwierigkeiten, die die Pandemie für mich mit sich brachte, in den vergangenen drei Jahren gelernt. Ich liebe die Welt. 2017 habe ich gelernt, was es heißt, anderen Kuluren unvoreingenommen zu begegnen, egal wie falsch sie am Anfang zu sein scheinen. Und ich habe gelernt, was man dafür zurück bekommt. Wusstet ihr, dass es in Nordkorea eine deutsche Botschaft gibt? Wenn ich die Möglichkeit hätte, ich würde sie nutzen, um auch in diese doch völlig fremde und abgeschirmte Welt einzutauchen. Denn wenn wir alle dieses Jahr etwas begriffen haben, dann dass die meisten Chancen nie wieder kommen.
Ich will wieder ins Ausland. Ich habe Freude an dem, was ich jetzt tue, aber wenn morgen die Welt untergeht, sei es an einer neuen Pandemie, wüsste ich, dass ich nicht jede Chance ergriffen habe. Was diese Chance ist, kann ich heute noch nicht sagen, aber wenn sie kommt, werde ich sie ergreifen. Und wenn sich dir, liebe/r LeserIn, eine Chance auftut, dann ergreife sie. Denn die allermeisten Erfahrungen sind es wert, gemacht zu werden.
Ich bereue nicht, nach Spanien gegangen zu sein. Und manchmal wünschte ich, die Zeit wäre damals stehen geblieben. Was jedoch tatsächlich blieb, ist dieser kleine Anflug von Magie, der sich jedes mal bei der Erinnerung an mein Auslandsjahr in mir ausbreitet.
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